Guten Abend, meine Damen und Herren. Die Begriffe Schönheit und Mathematik haben für
mathematische Laien zumindest erstmal gar nichts miteinander zu tun. Die stehen sich
eher diametral gegenüber und der mathematische Laie fragt sich, was soll Schönheit und Mathematik
eigentlich gemein haben. Mein Ziel meines Vortrags ist eigentlich, Ihnen zu zeigen,
dass die Schönheit ein konstitutioneller Bestandteil von Mathematik ist, wenn man sie nur richtig
betrachtet. Mein Vortrag soll also nicht heißen Schönheit und Mathematik, soll heißen die
Schönheit der Mathematik. Dass Mathematiker selber ihre Disziplinen schön finden, spannend
finden, toll finden, äußert sich in Zitaten wie hier von einem der größten Zahlentheoretiker
aller Zeiten von Hardy, einem Mathematiker aus dem letzten, vorletzten Jahrhundert, der
sagt, die Werke des Mathematikers müssen schön sein wie die des Malers oder Dichters. Die
Ideen müssen harmonieren wie die Farben oder Worte. Schönheit ist die erste Prüfung, es
gibt keinen Platz in der Welt für hässliche Mathematik. Die gleiche Richtung beschreibt
Bertrand Russell, Logiker, Philosoph, Mathematiker. Er meint, die Mathematik recht betrachtet
besitzt nicht nur Wahrheit, sondern auch höchste Schönheit. Allerdings eine kalte und strenge
Schönheit gleich einer Skulptur, ohne die prächtigen Anreize der Malerei oder der Musik,
aber von erhabener Reinheit, wie sie nur höchste Kunst aufweisen kann. Dass die Meinungen über
Schönheit, Ästhetik auseinandergehen können, ist jedem bekannt, äußert sich sehr schön
in einem Zitat von Mark Twain, dem berühmten amerikanischen Erzähler, der in seinem Buch
Deutschland Reise von einem Besuch von Lohengrin in Bayreuth berichtet und beschreibt, er habe
vor der Pause bereits so viel durchgemacht, dass alle seine Lebensgeister hin waren und
er nur noch einen einzigen Wunsch besaß, nämlich in Frieden gelassen zu werden. Ob die deutschen
Zuhörer diesen Lärm, wie er die Musik Wagner nennt, von Natur ausschätzen oder ob sie durch
Gewöhnung gelernt hatten, ihn so gern zu haben, wusste er zu dieser Zeit nicht. Der Mathematiker
Cayley meint zu dem Thema Schönheit und Mathematik, oder Schönheit generell, Schönheit lässt sich
wahrnehmen, aber nicht erklären. Das ist der Todesstoß für meinen Vortrag hier. Ich könnte
praktisch aufhören, möchte aber trotzdem versuchen, Ihnen die Schönheit der Mathematik in drei
Stichwappen gegliedert ein Stück weit zu vermitteln, nahe zu bringen, nämlich einerseits unter
dem Aspekt der Eleganz von Gedanken, von Ideen, wie sie hier bildlich in einem Bild von Picasso
dargestellt wird, unter dem Stichwort Erstaunen, wie man es hier in dieser Zeichnung, in dieser
Arbeit von Escher erkennen kann, und schließlich ein Stück weit von der Faszination, die Mathematik
ausübt und der Ergriffenheit, die Mathematik ausüben kann, vermitteln, wie sie hier in
einem Bild von Caspar David Friedrich Wanderer über dem Nebel deutlich wird. Kommen wir
zur Eleganz der Mathematik. Ganz einfache Beispiele, gleich als ja, Trost für diejenigen,
die nicht sonderlich mathematikaffin hier im Raum sind und als Entschuldigung an diejenigen,
die sich mit Mathematik gut ausgehen. Es werden alles sehr einfache Beispiele sein, die ich
hier in diesem Bild von Caspar David Friedrich Wanderer über den Nebel nennen. Der kleine
Gauss, der Prinzess Mathematik Horm ist den Älteren unter uns zumindest von 10 Markscheinen
bekannt. Er war in seinem Jahrhundert in einer Zwergschule, im Alter von fünf Jahren in
einer Zwergschule, wo also alle Schüler zusammengesessen waren und der Lehrer halt die Aufgabe hatte,
einen Teil zumindest mal ruhig zu stellen und die Aufgabe, die er dem kleinen Gauss
gemacht hat, wenn das ein Normalbürger wie ich jedenfalls machen würde, würde er halt
anfangen, eins plus zwei ist drei plus drei ist sechs plus vier ist zehn und das halt
so durchmachen. Also da bin ich eine Viertelstunde beschäftigt, sag ich mal. Der kleine Gauss,
genialer Mathematiker, wie er später wurde, hat eine ganz andere Struktur, einen sehr,
sehr eleganten Gedanken entwickelt. Er hat nämlich erkannt, dass die erste und die letzte
Zahl zusammen addiert 101 ergibt, dass die zweite und die vorletzte Zahl ebenfalls 101
ergibt. Die dritte und die drittletzte ergibt 101, die vierte und die viertletzte ergibt
101. Seine Aufgabe besteht also unter dem Aspekt nur noch darin zu zählen, wie oft taucht
die 101 in diesem Sinne auf und da ist sehr schnell zu erkennen, dass das 50 Mal auftaucht
und er hat innerhalb von Sekunden die Lösung 5050. Also eine sehr elegante Denkweise, eine
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:27:55 Min
Aufnahmedatum
2008-07-10
Hochgeladen am
2017-07-05 16:45:06
Sprache
de-DE
Für viele mathematische Laien scheinen "Mathematik" und "Schönheit" Begriffe zu sein, die sich nahezu diametral gegenüberstehen. Leidige Schulerfahrungen und mathematische Unsicherheit führen bei vielen dazu, dass Mathematik eher mit unangenehmen, bedrohlichen, angsteinflößenden Erfahrungen assoziiert wird. Der Vortrag will mit einfachen, verständlichen und vor allem unterhaltsamen Mitteln und Beispielen versuchen, die der Mathematik innewohnende Schönheit den Zuhörern nahe zu bringen. Wesentliche Aspekte sind dabei - die "Eleganz" von (einfachen!) Gedankengängen, - die "Überraschung", welche sich aus (einfachen!) mathematischen Überlegungen ergeben sowie - die "Faszination" der Erkenntnisse und Antworten, welche die Mathematik liefert. Unter anderem werden im Vortrag Fragen geklärt wie z.B.: "Wieso ist mein Passbild in der Zahl PI enthalten?", "Gibt es eine Struktur der Unendlichkeit?" und "Wieso kann mein Computer Gedanken lesen?"